Wasserwirtschaft und Nachhaltigkeit – unsere Zukunft. Der Sommer macht es deutlich: Wir müssen radikal umdenken!

AUSGABE 9 | 2022

Des einen Freud, des anderen Leid: Ein langanhaltender, sehr trockener Sommer neigt sich dem Ende zu. Bilder ausgetrockneter Flüsse und Seen sowie Magerernten unserer Landwirte prägen die Nachrichten. Egal, wo man hinsieht, die Trockenheit springt einen an. Die monokulturellen Nadelwälder sind zu einem großen Teil tot, und die einstigen Waldflächen nicht mehr beschattet, sondern der Sonne direkt ausgesetzt. Das wiederum führt zu stärkerer Wärmeaufnahme und -abstrahlung. Der Temperaturunterschied von offenen Flächen wie Äckern zu Laubwaldbereichen beträgt bis zu fünf Kelvin! Zudem dienen Laub und natürlicher, nicht durch Harvester verdichteter Waldboden als echte Wasserspeicher – einem Schwamm gleich.

Deutschland zählt zwar immer noch im Durchschnitt zu den Ländern mit genügend Niederschlägen. Leider fallen sie heute als Starkregen, und das Wasser fließt ganz schnell oberflächlich ab. In den Böden wird es nicht gespeichert, die ausgeklügelten Entwässerungssysteme (Gräben, Drainagen, Bachbettbegradigungen) der Vergangenheit zeigen hier negative Wirkung. Grundwasserreservoire können nicht kontinuierlich auffüllen. Die Zukunft kann sich an vielen Stellen dramatisch entwickeln: Mit jedem Grad Erderwärmung, so der Forschungsverbund Global Wheat Initiative, sinken z.B. die Getreideerträge global um 7 %. Bis zum Jahr 2100 werden drei Grad Temperaturerhöhung allein in Deutschland vorausgesagt, macht 21 % Minderertrag. Viele landwirtschaftliche Anbauflächen werden bewässert, um dem entgegenzuwirken und halbwegs brauchbare Ernten einzufahren. Allerdings entsteht der drastische Wettbewerb um das Wasser, das an allen Stellen benötigt wird: In der Industrie, Landwirtschaft und den Haushalten. Behörden rationieren sinnvollerweise Wasser und erteilen verbrauchintensiven Unternehmen keine oder mit starken Auflagen verbundene Genehmigungen – es sei denn, man hat die Macht von 10.000en von Arbeitsplätzen wie Tesla.

Diese Situation fordert nun radikales Umdenken und Kreativität: Bewässerung sollte v.a. mit Tröpfchen gezielt geschehen; Wasser muss an allen Stellen wieder aufbereitet und gespart werden. Ich meine, dass Neubauten nur noch mit mindestens zwei getrennten Wasserkreisläufen ausgestattet werden dürften: reines Trinkwasser und Brauchwasser z.B. aus Regenwasserreservoiren oder aus rückgeführtem Nutzwasser. In Japan existieren einfache Lösungen, bei denen das Nutzwasser aus Waschbecken unkompliziert direkt die Klospülungen speist, die etwas tiefer liegen. Einfacher geht es nicht, und ließe sich in vielen Hotels direkt einsetzen. Die sich hier weiter öffnende „Wasserindustrie“ kommt ohne Kunststoffe nicht aus. Technologisch führend ist an dieser Stelle übrigens u.a. Israel.

Die Dachbegrünung von Flachdächern findet auf geschäumten Weich-Kunststoffplatten statt und sollte vermehrt umgesetzt weren. Autopark- und Verkehrsflächen wie auch die heute üblichen, leicht zu pflegenden Grünanlagen an Industriestandorten müssten konsequent mit Laubäumen bepflanzt werden. Mir ist es lieber, in ein kühles, aber dann und wann mit Grünspan belegtes Auto zu steigen, als in ein aufgeheiztes, das mit Zusatzenergie erst einmal heruntergekühlt werden muss. Der Zusatzeffekt ist, dass das böse CO2 in den Bäumen über die Zeit gebunden wird. Und in der nachhaltigen Forstwirtschaft stecken immense Chancen für unsere Kunststoffindustrie.

Dr. Arno Rogalla ist Autor der monatlich erscheinenden Kolumne im K-Profi

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