Krisen regelmäßig simulieren – gerade jetzt!

AUSGABE 10 | 2022

Wir alle kennen Donnerstagsabends das Bild: Die Feuerwehrhäuser sind erleuchtet, die Fahrzeuge stehen vor den Feuerwachen, und die Mitglieder üben. Man trainiert sehr regelmäßig, spielt unterschiedlichste Szenarien durch, legt Prüfungen ab und übt wiederholt den richtigen Einsatz des vorhandenen Gerätes und der Ausrüstung. Regelmäßig finden größere Wettbewerbe statt. Übergeordnete Großeinsätze mit mehreren Feuerwehren im Verbund werden trainiert und immer wieder daran gearbeitet, Schwachstellen zu eliminieren. Das gemeinsame Ziel: den Krisenherd zu löschen, Menschen zu retten und dabei sich selbst und die Kameraden im Einsatz nicht in Gefahr zu bringen.

Warum wird immer und immer wieder geübt? Damit die Grundfertigkeiten sitzen und „im Schlaf“ Routinen ohne weiteres Nachdenken durchgeführt werden können. Das Team soll sich voll auf die besondere Situation im Einsatz konzentrieren können, nicht über die Funktion irgendwelcher Komponenten der Ausrüstung nachdenken oder sogar erst eine Gebrauchsanweisung lesen müssen. Standardisierte Kommandos und Abläufe helfen Missverständnisse zu vermeiden und gezielt das Richtige zu tun. Die Arbeitsweise der Feuerwehren steht für viele andere wie das THW, Notfallsanitäter, Bergretter und Bundeswehr. Im übertragenen Sinne auch für Sportler, die immer wieder Standards durchgehen, um perfekt zu werden.

Das, was hier funktioniert, ist leider im Management der meisten Unternehmen keine gängige Praxis. Wenn überhaupt, sind es größere Unternehmen, die im Zuge des Risikomanagements auch potenzielle Krisen ansprechen und nach den richtigen Reaktionen hierauf suchen. FMEA und das Risikomanagement sind bezogen auf Produkte und Produktion jedem bekannt und unentbehrlich. Aber das aktive Simulieren und Trainieren von Managern für Krisenfälle findet eher „im Augenblick des Problems“ statt. Dabei ist es, wie wir gerade in den letzten zwei Jahren gesehen haben, extrem wichtig, auch Abläufe im Management von ganzen Firmen und Teams zu durchdenken und für Standardsituationen die besten Lösungen einzuüben. Die „Beauftragten“ z.B. für Sicherheit und Brandschutz in den Betrieben bringen sich regelmäßig auf den neusten Stand. Warum nicht das Management? Ich bin mir zwar sicher, dass das Management aktuell besser im Umgang mit Krisen trainiert ist als „vor Corona“, es geht aber noch besser, und es passiert aktuell viel.

Es gibt so viele Spielfelder, die sauber strukturiert und auch jedem bekannt sein müssen: Simulation von Cyber-Angriffen, Stromausfall für mehrere Tage, Ausfall von Heizung und Wasser, Fälle extrem ansteckender Krankheiten im Unternehmen, der Ausfall mehrerer Top-Manager gleichzeitig, aber auch einfache Dinge wie Teilemangel oder ein kurzzeitiger Liquiditätsengpass. Wer sind dann die Notfallteams? Welche Kompetenzen und Rechte benötigen diese? Worauf muss sich das Management konzentrieren? Wer vertritt wen in der ersten, zweiten und dritten Reihe? Was darf und muss wegfallen?

Erst wenn man solche Lagen einmal aktiv und nicht nur auf dem Papier durchspielt, wird deutlich, welche drängenden Fragen für Krisenfälle beantwortet werden müssen, und zwar vor! dem Krisenfall. Eines sei verraten, was in jedem Fall wichtig ist: „Kommunikation ist King“. Zu definieren ist, wer wann mit wem zu wem in welcher Frequenz kommuniziert.

Randbedingungen ändern sich im Lauf der Zeit. Wie soll damit umgegangen werden?

Dr. Arno Rogalla ist Autor der monatlich erscheinenden Kolumne im K-Profi

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